Wir fassen die Auswirkungen zusammen und geben unsere Meinung ab
Auswirkungen auf pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige leisten einen unverzichtbaren Beitrag in der Versorgung von Pflegebedürftigen. Der Koalitionsvertrag sieht Maßnahmen vor, um diese Gruppe gezielt zu unterstützen:
Flexibilisierung der Pflegeleistungen: Durch die Zusammenlegung von Verhinderungs- und Kurzzeitpflege zu einem gemeinsamen Jahresbetrag von bis zu 3.539 € ab dem 1. Juli 2025 wird die Inanspruchnahme dieser Leistungen erleichtert.
Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige: Analog zum Elterngeld wird eine Lohnersatzleistung eingeführt, um finanzielle Einbußen während pflegebedingter Auszeiten zu kompensieren.
Auswirkungen auf Pflegebedürftige
Für Pflegebedürftige zielen die Maßnahmen auf eine bessere Versorgung und finanzielle Entlastung:
Erhöhung der Pflegeleistungen: Ab dem 1. Januar 2025 steigen das Pflegegeld und die ambulanten Sachleistungsbeträge um fünf Prozent.
Begrenzung der Eigenanteile in der stationären Pflege: Die Eigenanteile werden durch gestaffelte Leistungszuschläge reduziert.
Unser Kommentar als ambulanter Pflegedienst:
Trotz dieser Reformen sind wir als Pflegeanbieter nach wie vor der Überzeugung:
Es wird nicht genug für die Pflegebedürftigen getan.
Die Realität ist:
Die Eigenanteile steigen weiter, vor allem durch indirekte Kosten wie Unterkunft, Verpflegung und Investitionen.
Die Inflation belastet ältere Menschen überproportional – viele haben keine Rücklagen und müssen an Pflege sparen.
Die Erhöhungen bei Pflegegeld & Co. kompensieren nicht ansatzweise die realen Preissteigerungen.
Die politisch beschlossenen Schritte sind ein Anfang – aber sie reichen nicht aus, um Pflege wirklich zukunftsfähig, gerecht und für alle zugänglich zu machen. Es besteht weiter dringender Handlungsbedarf.
Auswirkungen auf Pflegekräfte
Tarifliche Bezahlung: Einrichtungen, die Pflegekräfte unter Tarif bezahlen, werden nicht mehr zugelassen.
Verbesserung der Personalschlüssel: Ein bundeseinheitlicher Personalschlüssel soll die Arbeitsbelastung senken.
Auch hier gilt: Tariflöhne sind wichtig – aber ohne gezielte Fachkräfteoffensive und bessere Arbeitsbedingungen bleibt der Beruf unattraktiv. Die Branche braucht nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Respekt, Entlastung und Entwicklungsperspektiven.
Auswirkungen auf Pflegeanbieter
Tarifbindung erfordert neue Finanzierungsmodelle.
Qualitätsanforderungen und neue Strukturen (z. B. quartiersnahe Wohnformen) sind Chancen – aber sie brauchen klare Förderung und realistische Umsetzungsfristen.
Unsere Sicht: Pflegeanbieter stehen massiv unter Druck.
Wer Qualität sichern will, braucht Verlässlichkeit – nicht nur gegenüber Pflegekassen, sondern auch in der politischen Gestaltung. Bürokratie, Spardruck und fehlende Rahmenbedingungen verhindern oft echte Innovation.
Fazit: Gute Pflege braucht mehr als Absichtserklärungen
Der Koalitionsvertrag 2025 enthält sinnvolle Impulse. Doch die Herausforderungen sind größer als das Reformpaket vermuten lässt. Es braucht eine ehrliche, strukturelle Debatte über den Stellenwert der Pflege in unserer Gesellschaft – und den Mut, entsprechend zu handeln.
Wir als ambulanter Pflegedienst stehen für Qualität, Nähe und Menschlichkeit. Aber auch wir brauchen politische Rahmenbedingungen, die dies dauerhaft ermöglichen.
„Die Reformansätze im Koalitionsvertrag gehen in die richtige Richtung. Doch in der Praxis spüren Pflegebedürftige, Angehörige und Fachkräfte noch zu wenig Entlastung. Wir brauchen eine Pflegepolitik, die verlässlich ist und den Menschen konsequent in den Mittelpunkt stellt.“
Daniel Heymanns Tweet
